4 Islands Stage Race 2017

Es klappert und schüttelt, die Kette peitscht trotz Schoner gnadenlos auf die Strebe und die Federgabel ist gefühlt alle 2 Sekunden kurz vorm Durchschlag. Dass mein Hardtail noch nicht in alle Stücke gefallen ist, bezeichne ich gegen Ende der zweiten Etappe als ein kleines Wunder. Doch fangen wir von vorne an.

Ende letzten Jahres konnte mich ein guter Freund (mit zugegeben wenig Mühe) dazu überreden, als Team das 4 Islands Stage Race in Kroatien zu bestreiten. Es handelt sich um ein Etappenrennen, bei dem jede Etappe auf einer anderen Adriainsel gefahren wird (Krk, Rab, Cres, Losinj).

Drei Tage vor Rennbeginn erhalte ich dann eine ernüchternde Nachricht: Ob ich denn den Artikel über den Absturz eines Skitourengehers auf orf.sport gelesen hätte (Link) will mein Freund wissen. Und ja – das sei er gewesen, die leichten Verletzungen lt. Artikel sind ein Bruch und zahlreiche Prellungen. Statt Rennfahren steht nun wochenlanges Schonen auf dem Programm.

Nach einer Mail an den Rennveranstalter erhalte ich folgende Nachricht: "We found a new race partner for you. Find his e-mail-adress below. You are a team now, have fun!". Etwas überrascht nehme ich den Umstand zur Kenntnis und kontaktiere meinen neuen Rennpartner: 23 Jahre älter als ich, aus La Reunion (ja – die Insel östlich von Madagaskar im indischen Ozean), aber begeisterter Rennfahrer. So fahre ich Mitte April allein nach Kroatien, um ihn dort am ersten Renntag kennen zu lernen. Soweit zur Vorgeschichte.

Nun zum Rennen: Die vier Etappen warten mit ordentlich Kilometern auf (65-65-70-40), insgesamt sind etwa 5500 Höhenmeter zu bewältigen. Meine Unterkunft ist die 'Tarin', ein altes Holzschiff, das uns täglich in den neuen Startort bringt und nach der Zieleinfahrt schon im Ankunftsort wartet.

So traumhaft schön die Streckenführung rein optisch ist, so fordernd ist sie für mich technisch. Am ersten Tag wird mir schnell klar, warum neben mir nur sehr wenige mit dem Hardtail am Start stehen: Schon nach wenigen Kilometern gehts von Baska aus (Insel Krk) in sehr ruppiges Gelände und die Singletrails entpuppen sich als oft steinige und verblockte Wege. In den mitunter auch recht steilen Downhills hilft mir am besten die Devise "Bremsen auf und durch". Mein Rennpartner kämpft wacker – was für mich aber dennoch ein eher gemütliches Tempo bedeutet. Nach gut 4h rollen wir über die Ziellinie.

Die nächsten Tage gestalten sich ähnlich: Start gegen 10 Uhr, biken durch tolle Landschaften, über ruppige Trails und steile Downhills. Trotz des harten Untergrunds bleiben wir von Defekten verschont und bis auf einen glimpflich verlaufenden Abstieg über den Lenker meines Teampartners bleiben wir auch unfallfrei. Leider können wir uns durch das eher moderate Renntempo nicht von Mitstreitern lösen, die auf Enduro-Fullys unterwegs sind. Diese sorgen in den Downhills dank gewagten Überholmanövern oft für zusätzlichen Stress.

So erreichen wir am 4. Renntag das Ziel auf der Insel Losinj, wo zudem noch eine tolle Ziellabe auf die Biker wartet. Im Gesamtklassement können wir uns im Mittelfeld platzieren.

Im Großen und Ganzen ist das 4 Islands Stage Race eine tolle und super organisierte Veranstaltung. Die Beschilderung macht ein Fahren ganz ohne Navi leicht möglich und zahlreiche Streckenposten sorgen für eine gut abgesicherte Rennstrecke. Würd ich das Rennen nochmal fahren? Jein. Wenn dann mit Fully, das Hardtail lässt im schwierigen Terrain vor allem im Laufe der langen Etappen doch etwas an Komfort und Sicherheit zu wünschen übrig. Natürlich gibt es aber auch genug Abschnitte, die dank Aussicht und guter Fahrbarkeit einfach nur genial sind. Zudem würde ich das Rennen doch auch gerne einmal in meinem Renntempo bestreiten. Also – vielleicht steht man eines Tages noch einmal beim 4 Islands Stage Race am Start!

Bericht von Ingo Hager