Das „Kirschblütenrennen“ ist das älteste und wohl prestigeträchtigste Eintagesrennen auf Lizenzniveau im österreichischen Radsport. Der Klassiker lockt Jahr für Jahr das „who-is-who“ der Amateure, Profis und Nachwuchsfahrer nach Wels und fand heuer bereits seine 64. Austragung.
Die Vorbereitungen auf das erste große Highlight des Jahres – die ÖM im Einzelzeitfahren nur 1 Woche später – liefen nach Plan und ich wusste, dass die Form bereits recht gut war. Somit steckte ich mir das ambitionierte Ziel den tollen 8. Rang aus dem Vorjahr zumindest zu wiederholen. Oberste Priorität hatte jedoch sich 1 Woche vor den TT-Staats nicht zu verletzen. Also beschloss ich das Rennen aktiv von vorne zu Fahren um mich aus den Positionskämpfen im Feld möglichst hinauszuhalten. Dieser folgenschwere „Beschluss“ sollte schließlich in einem 100km langen „Breakaway“ enden:
Nach etwa 5 gefahrenen Kilometern wollte ich eigentlich „nur mal kurz die Beine antesten“ um mich dann wieder vom Feld einholen zu lassen. „Das Feld“ habe ich dann aber erst im Ziel wieder gesehen. Denn ich fand mich allein an der Spitze des Rennens mit einem substanziellen Loch zum Peloton wieder. Tja – selber schuld, jetzt heißts durchzuziehen. Nach einigen Kilometern konnte eine 6-Mann Gruppe zu mir aufschließen und wir erarbeiteten uns Sekunde um Sekunde einen komfortablen Vorsprung heraus. Als uns das Führungsfahrzeug zurief: „Abstand zum Feld 3:30 Minuten!“ und wir nur noch etwa 40km bis ins Ziel hatten wussten wir, dass jeder von uns jetzt den begehrten Sieg am Pedal hatte – damit gerechnet hatte wohl keine der Anwesenden. Bis etwa 5km vor Ziel arbeiteten wir toll zusammen und mittlerweile war klar, dass der Sieger heute aus unserer Fluchtgruppe kommen würde. Schließlich begannen die Attacken. Ich fühlte mich von Beginn an stark, spürte, dass ich gute Beine hatte und konnte alle Attacken kontern.
Einen klassischen Zielsprint wollte ich jedenfalls vermeiden. „Jetzt oder nie!“, dachte ich also bei der 1000m Marke und fuhr, was das Zeug hielt kurzerhand von vorne. Kopf hinein, Krämpfe ignorieren und kein Blick zurück!
Sieg! Was für ein geiles Rennen… Natürlich will ich bei jedem Rennen bei dem ich an den Start gehe gewinnen, aber Hand aufs Herz, mit einem Sieg beim Kirschblütenrennen habe ich nie und nimmer gerechnet. Diesmal hab ich mich selbst ein wenig überrascht und bin schon ein bisserl stolz mich in Wels in die Siegerlisten eintragen zu dürfen.