KI-Zusammenfassungen:
Zeitfahren
Als ÖM-Staatsmeister im ITT startete ich bei der WM in Lorne auf einem Kurs wie für mich gemacht: 23 km, 400 hm, technische Abfahrten und schnelle Küstenabschnitte. Am 16.10.2025 erwischte ich meinen Tag: perfekte Beine, perfekte Position, volle Konzentration. Mit 29:55 war ich der einzige Fahrer unter 30 Minuten – und damit Weltmeister. Ein magischer Moment und der Höhepunkt einer rundum gelungenen Saison.
Straßenrennen
Ohne Druck nach dem TT-Titel ging ich die 130 km offensiv an: flache Anstiege, danach rund 40 km an der Küste mit heftigem Gegenwind. Nach einer Attacke am Berg verlor ich kurz den Anschluss, kam in der Abfahrt zurück – und erwischte später ein Schlagloch: Sattel rutschte in den Rahmen, die Klemme brach. 30 km Wiegetritt später rollte ich unter Krämpfen als 21. über die Linie, zwei Sekunden am Podest vorbei. Bitter, aber mit WM-Gold und vielen positiven Eindrücken überwiegt die Freude.
(persönlicher) Rennbericht:
Zeitfahren
Hand aufs Herz – welcher Radsportler träumt nicht davon, einmal im Leben das begehrte Regenbogentrikot der UCI tragen zu dürfen. Angesichts der Konkurrenz (Pogacar, Evenepoel…ihr kennt sie alle) ein durchaus kompliziertes, um nicht zu sagen eher unwahrscheinliches Unterfangen. 😉
Zum Glück hat sich die UCI da was einfallen lassen und kürt einmal im Jahr – analog zu den Profis – den und die besten AmateursportlerIn der Welt (Sportler mit PRO Lizenz dürfen nicht starten) im Einzelzeitfahren (ITT) und Straßenrennen. Qualifiziert dazu sind die jeweiligen Staatsmeister und diejenigen, die sich über die Qualifier Events über den gesamten Globus verteilt einen Startplatz sichern konnten.
Als amtierender ÖM im Zeitfahren hatte ich die Ehre, Österreich im ITT vertreten zu dürfen. Meinen Startplatz im Marathon sicherte ich mir Anfang des Jahres in Kroatien. Nach meinem überraschenden 4. Platz vergangenes Jahr bei der WM in Aalborg/Dänemark hatte ich natürlich Blut geleckt und den großen Traum einer Medaille.
Die wohl größte Herausforderung an dem Projekt Weltmeisterschaften war sicherlich die heurige Trainingsplanung. Hatte die Saison doch schon mit den ersten Highlights – UCI-Rennen in Umag und ÖM ITT – im April begonnen. Darauf folgten die Saisonziele Paar–Zeitfahr-ÖM, RAA Challenge (August) und KOTL (September). Es musste also über das ganze Jahr eine gute Form gehalten und am 16. Oktober die Topform erreicht werden.
Mit 2 Radkoffern (RR und TT) bewaffnet machten wir uns schließlich auf den Weg nach Australien. Knapp 24 Stunden dauerte die Reise von München nach Melbourne. Dort war Frühling und somit temperaturtechnisch sehr ähnliches Wetter wie in Österreich. Der Jetlag war nach wenigen Tagen überwunden. Mensch und Material hatten die lange Reise also schonmal gut überstanden.
Schon bei der ersten Besichtigung der – spektakulär schönen – Strecke merkte ich, dass mir der Kurs liegt. Technisch anspruchsvolle Abfahrten, herausfordernde Anstiege (400hm auf 23 km!) und wellige high-speed Abschnitte direkt am Meer, die eine perfekte Aero Position forderten. Ich würde fast sagen „der Kurs war mir auf den Leib geschneidert“.
16.10.2025, der große Tag. Der Tag der mich die letzten Wochen motivierte Trainingsvolumen und Intensität nochmal auf ein neues Niveau zu heben. Als erster der letzten Startgruppe verlies ich um 15:10 Uhr die Startrampe. Jetzt galt es.
Vom Start weg spürte ich: heute ist mein Tag. Die Beine waren perfekt, die Position fühlte sich schnell an, die Watt am Tacho waren dort, wo ich sie haben wollte. Ich konzentrierte mich nur mehr auf mich selbst. Die Gegner waren auf einmal völlig egal.
Zieldurchfahrt. Ich: komplett am Ende! Keine Ahnung wie lange ich gebraucht habe, keine Ahnung wie viele Watt ich getreten hatte. Trotzdem wusste ich, dass es gut war. Christina war sofort bei mir und etwas unerfreut darüber, dass es weder eine Zwischenzeit noch eine Endzeit meiner Fahrt gab…das Warten begann. Wie schnell würden die anderen wohl sein? Wie schnell war ich eigentlich?
29:55 min Fahrzeit waren es schließlich offiziell. Ich sollte der Einzige bleiben, der an diesem Tag die 30-Minuten-Marke knacken würde. Mein Gefühl hatte mich also nicht getäuscht. Ich hatte tatsächlich das seltene Glück am Tag X, in Topform, die Fahrt meines Lebens rauszuhauen.
Bis heute hört es sich für mich noch unglaublich an: ich bin Weltmeister. Ich hab’s tatsächlich geschafft mich in den exklusiven Club derjenigen zu radeln, die das begehrte Regenbogentrikot offiziell tragen dürfen.
Was jetzt? Der WM-Titel war der krönende Abschluss der für mich perfekten Saison. Kirschblütenrennen gewonnen, Doppelstaatsmeister im Zeitfahren, RAA Challenge mit einer genialen Mannschaft gewonnen, KOTL-Krone verteidigt und jetzt mit dem WM-Titel den prestigeträchtigsten Erfolg den es im Amateurradsport gibt eingefahren – eigentlich wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt aufzuhören 😉 Aber ich verrate euch was: das Training zum Projekt Titelverteidigung hat schon begonnen und die Motivation ist größer als je zuvor!
Straßenrennen
Ursprünglich wollte ich im Straßenrennen über 130km und knapp 2000hm gar nicht an den Start gehen. Das Training der letzten Wochen war völlig auf Zeitfahren ausgelegt und auch mental war der Fokus zu 100% beim Zeitfahrbewerb.
Nichtsdestotrotz fand ich mich am 19.10. um 07:15 Uhr Ortszeit am Start des WM-Straßenrennens wieder. Jeglicher Druck war nach meinem Titel im TT weg und ich wusste: was immer heute passiert, die Reise nach Australien oder etwas größer gedacht, die gesamte Saison 2025 war ein voller Erfolg. Die Renntaktik folglich: ich hatte einfach Bock auf Ballern. 😉
Auch im Straßenrennen kam mir die Topografie nicht ungelegen. Relativ flache Berge und zum Schluss etwa 40km entlang der Küste bei knapp 80km/h Gegenwind und hügeligem Terrain.
Das Rennen verlief erstmal unspektakulär. Gleich zu Beginn ein aussichtsloser Breakaway von 3 Sportlern – Topografie und Wind sprachen eher gegen ein Solo – und dahinter ein großes Peloton mit geschätzt 50-80 Fahrern, in dem auch ich mich wiederfand. So sollte es bis zum Ende des 2. Längeren Anstiegs bleiben. Dort versuchte ich am steilsten Stück der Strecke gemeinsam mit einem Franzosen das Feld zu verkleinern – was mir auch recht gut gelang. Blöderweise musste in weiterer Folge auch ich reißen lassen und verlor den Anschluss.
Aber: das Spiel dauert 90 Minuten und vorbei is‘ erst wenn der Schiri abpfeift. Oder so 😉 In der darauffolgenden Abfahrt konnte ich glücklicherweise den Anschluss wieder herstellen und war zurück im Spiel. Nun konnte alles passieren. 30 Mann Spitze und keine Berge mehr im Weg.
Bam!!! Schlagloch erwischt. Vorne kein Platten, hinten kein Platten – alles gut. Aber was war mit meinem Sattel? Er war in den Rahmen gerutscht. Beim „Repositionsversuch“ verabschiedete sich auch noch die Sattelstützenklemme. Goodbye mein Sattel, goodbye Medaillenchance. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch gut 30km bis zum Ziel. Dass das Rennen zu diesem Zeitpunkt vorbei war, war mir schon klar aber zurück zu Start und Ziel musste ich sowieso, also konnte ich genauso gut den Schnellzug „Spitzengruppe“ nehmen. Das gelang mir erstaunlicherweise sogar – bis zur 300m Marke. Unter Krämpfen setzte ich zum Zielsprint an. Ihr könnt mir glauben: nach 30km Wiegetritt und einer durchschnittlichen Leistung von 335W avg (über 3h09min) waren meine Beine recht klar in ihrer Kommunikation – heute wird hier sicher nicht mehr gesprintet.
So rollte ich mit 2 Sekunden Rückstand auf das Podest als 21. über die Ziellinie. Bitter. Da „Hättiwaridati“ sowieso niemanden interessiert belassen wir es an dieser Stelle einfach dabei.
Mit Regenbogentrikot, WM-Gold und nur positiven vibes traten wir die Heimreise von einem unvergesslichen Abenteuer ans andere Ende der Welt an, dass das größte Highlight dieses Abenteuers zu Hause in Schörfling auf uns wartete, wussten wir da noch nicht.
Der Empfang zu Hause mit meiner Familie, meinen Freunden und vielen lieben Vereinskollegen war mit Sicherheit einer der berührendsten Momente in meinem Sportlerdasein. Vielen Dank an alle die da waren und mit mir gefeiert haben – ich weiß jetzt genau, wo die Extrawatt im Rennen hergekommen sind!