"Ich habe einen Traum"…

36. Ötztaler Radmarathon, 28.8.2016
Bericht v. Claus Wechsler:

Ehrlich gesagt, hatte ich diesen Traum nicht so ausgeprägt, aber den Ötztaler wollte ich eben mal
gefahren sein – und worauf noch warten (in meinem Alter)?

Michi Weinzinger hat einen Platz zugelost bekommen, Markus Haberl auch (4. Anmeldung) und ich hab
etwas telefoniert und dann einen übertragen bekommen.

Hätte ich den Bericht direkt nach dem Rennen geschrieben wäre der etwa so ausgefallen:
Fahrzeit 11 h 25 min. – Thermalfreibad Baden b. Wien, Kaffeehaus beim Goldenen Dachl und Strandbad Neusiedl
sind wohl nicht die beste Vorbereitung für den Ötztaler.
Mitleidsbekundungen werden per Whatsapp entgegen genommen 🙁

Ja, ich hab die Vorbereitung wohl doch zu wenig ernst genommen. Die guten Tipps (Essen, Kleidung, …) und
die 12-30 Kassette konnten meine Nervosität im Vorfeld nur mäßig lindern.
Der riesen Rummel in Sölden ist einerseits ja cool, andererseits brauch ich das nicht so.
Darum hatte ich bei der Startaufstellung auch keine Eile und bin dann mit Markus ziemlich weit hinten
gestartet (6:55 Uhr). "Einen schönen Tag machen" war da noch mein Motto, um ja nicht zu hektisch und zu
schnell loszufahren. Schließlich sollte ja auch kein Unfall passieren (bei 4.176 Startern).
Nach 30 min. Fahrzeit sah ich schon den ersten Fahrer auf der Straße liegen – die Rettung stand schon da…
Nach der Abzweigung in Ötz zum Kühtai hinauf gab´s ziemlichen "Stau". Das war mir gar nicht so unrecht,
um ja nicht zu früh schon "Körner liegen zu lassen". Oben am Kühtai blieb ich nur kurz zum Jacke anziehen
stehen und höre plötzlich jemand "Claus" rufen. Ein Freund aus Vöcklabruck war in der Gegend und wollte
das Spektakel als Zuseher erleben und sieht genau mich – cool, ein bissl quatschen war natürlich möglich 😉
Gegen 10 Uhr war ich in Innsbruck. "Jetzt wiad´s woam" meinte ein bayrischer Radler – und Recht hatte er!
Am Ende des Brenners bin ich dann auch mal Führung gefahren – aber vlt. ein bissl zu lange. Die Labe oben
hatte ich dann schon ziemlich herbeigesehnt. Ca. 15 min. Pause.
Den Brenner hinunter – und dann "nahm das Unheil seinen Lauf"… Am Fuße des Jaufenpass blieb ich gleich
das erste mal kurz stehen: zu heiß, Puls zu hoch; ein bisschen weiter: noch immer zu heiß – Windshirt
ausziehen… Der Großteil der Auffahrt war dann doch in schattigem Wald und so gesehen relativ angenehm.
Aber ich spürte erstes "Zwicken" in den Beinen. Die Labe kurz unter der Passhöhe lud dann wieder zu einer
fast 15 minütigen Pause ein. Dort war dann auch Markus. Cool, dass wir so relativ ähnlich unterwegs waren.
Wir fuhren dann aber trotzdem weiter jeder für sich. Das wär auch nicht anders gegangen:
Nach 8 h / 185 km war für mich der Ötztaler zum ersten Mal zu Ende: Krämpfe in den Beinen! Stehen bleiben,
lockern, weiterfahren – 10 min. später: Krämpfe, stehen bleiben, lockern, weiterfahren – 5 min. später:
Krämpfe, stehen bleiben, GEHEN!!! Puhhh, das war frustrierend 🙁    [Timmelsjoch 22 km] Kurz fahren, gehen,
fahren, nach einer Stunde gings dann wieder besser – bloß hatte ich in der Zeit gerade mal 5 km zurück-
gelegt… Mit Stopps an den beiden Labestellen und noch einem zusätzlichen Halt kurz unterhalb des Gipfels
hab ich mich übers Timmelsjoch "gerettet". Es wäre ja eine echt herrliche Passstraße, bloß nimmt ihr die
185 km Anreise ziemlich viel von der Schönheit 🙁  (ich konnts nicht richtig genießen).
An der Passhöhe kam schon ein "geschafft"-Gefühl auf. Nur noch einmal 200 hm hinauf (und einmal wg. Krämpfe
absteigen) und ab der Mautstelle gehts dann wirklich nur mehr bergab.

Schön, es geschafft zu haben!

weitere Fotos in der Galerie bzw. https://www.oetztaler-radmarathon.com/urlaub/DE/SD/ORM/news_media/media/bilder/bildergalerie_2016/index.html