Race Around Austria Challenge

Einmal so schnell wie möglich mit dem Fahrrad rund um Oberösterreich – so lautet die eigentlich ganz simpel anmutende Aufgabenstellung bei der RAA Challenge.

Doch als Wolfgang Götschhofer und ich (Daniel Hochstraßer) im Winter den Entschluss fassten im 2er Team die Challenge in Angriff zu nehmen, war von vornherein klar, dass „durchkommen“ alleine nicht unser erklärtes Ziel ist. Wir wollten um den Sieg mitkämpfen und dazu gilt es neben dem Training an vielen kleinen und größeren Rädchen zu drehen…und genau so wird aus einer „simplen Aufgabe“ ein waschechtes Projekt!

Ein hoch auf Götschis heilige Excel-Tabelle die über die Jahre gepflegt zu einem wertvollen Leitfaden zur erfolgreichen RAA-absolvierung erweitert wurde und uns durch die gesamte Vorbereitung auf Spur hielt.

Neben der sportlichen Form ist ein starkes Team der wohl größte Erfolgsfaktor – nicht umsonst nennt sich die 2er-Staffel „TEAM“ Challenge – alleine bist du verloren! Gemeinsam mit Götschi und mir, nahmen Christina Breit, Fabian Legat und Michael Weinzinger als „RSV Atterbiker Racing Team“ das Projekt „Challenge“ auf der Strecke und Renate und Felix Götschhofer aus der „Homebase“ in Angriff. Dass es mit diesem Dreamteam einfach gut werden musste, war von vornherein klar. Vom ersten Vorbereitungstreffen an war einfach eine gute Stimmung und ein gemeinsames Ziel zu spüren. Christina und Fabian waren, das erste Mal bei einem Ultra-Radrennen als Betreuer dabei und meisterten ihre Aufgaben perfekt. Michi hatte bereits Erfahrung auf der Langdistanz – sowohl als Starter als auch als Betreuer. Er war unser Team-Captain und hatte in jeder Situation den nötigen Überblick.

Um 18:35 Uhr gingen wir als letztes Team ins Rennen. Die ersten Wechsel verliefen naturgemäß noch etwas hektisch doch Michi brachte rasch die nötige Ruhe in die Wechsel und Klarheit in die Navigation – von da an liefs…und zwar richtig! Vom Start weg auf der Überholspur, überholten wir mit einem grenzgenialen Überholmanöver von Götschi bereits kurz vor Schärding mit den Zechleitner Brothers („Team Twinpower“), das letzte (bis dahin) noch vor uns liegende 2er Team.

Mit dem Mühlviertel folgte ab KM 160 einer der schwersten Streckenabschnitte. Kurvige Straßen, viele teils steile Höhenmeter und das alles im Dunkel der Mühlviertler Nacht – hört sich für meine Begriffe nach verdammt viel Spaß an ;). Mit dem Ortsende von Freistadt ließen wir dann das Mühlviertel aber auch schon wieder hinter uns. Hier hatten wir schon gut 267 Kilometer hinter uns gebracht und es stellte sich erstmals eine besondere Ruhe (oder war es doch Müdigkeit?) ein. Jeder vom Team hatte seine Rolle gefunden, jeder wusste was er zu tun hatte. Als ich kurz nach Freistadt im Bus saß und Götschi in seiner schier perfekten Zeitfahrposition durch die Windschutzscheibe beobachtete und mich frage „wird der denn eigentlich nie müde?“, merkte ich erstmals, dass meine Füße langsam aber sicher zu brennen begannen. Zum Glück stand aber schon der nächste Wechsel an und ich durfte wieder raus aufs Rad um mich von Gedanken an die brennenden Beine und die noch fehlenden knapp 400km abzulenken.

Nach einigen flachen Kilometern im oberösterreichischen Zentralraum folgte mit dem Ennstal quasi meine „alte Hausstrecke“. Hier in der Gegend aufgewachsen, kannte ich jeden Meter. Es war nun etwa 03:30 Uhr und wir traten in die wahrscheinlich schwierigste Phase des Rennens. Fast schon monoton durchquerten wir die ständig leicht bergaufführende Ennstalbundesstraße die schließlich im Hengstpass, dem Dach der Challenge gipfelte. Mystisch war die Stimmung in der Auffahrt auf besagten Hengstpass als sich nun langsam aber bestimmt die Sonne ihren Weg durch das Dunkel der Nacht und den aufsteigenden Nebel bahnte. Für Romantik blieb allerdings nur wenig Zeit, denn in der Highspeedabfahrt nach Windischgarsten zählte nur eines Kopf runter und Vollgas.

Die Sonne und die nun immer wärmer werdenden Temperaturen brachten uns motivationstechnisch noch einmal einen ordentlichen Schub und – ich glaube ich darf für das gesamte Team sprechen – wir hatten trotz der nun doch schon langen Zeit auf der Straße noch richtig Spaß und Lust das Ding nach Hause zu fahren!

So liesen wir, Klaus, Micheldorf, Scharnstein und Gmunden hinter uns und näherten uns dem Ziel in Sankt Georgen. Als wir nach 14 Stunden die Großalm überquerten und sich vor unseren Augen der wunderschöne Attersee auftat konnte sich keiner das Lächeln verkneifen – endlich zu Hause, fast geschafft!

Immer das live-tracking im Blick wussten wir, dass uns der Sieg im Normalfall nicht mehr zu nehmen ist und kurz, aber wirklich nur ganz kurz, spielten Götschi und ich mit dem Gedanken die letzten Kilometer ins Ziel einfach zu genießen – sicher nicht mit unserem genialen Betreuerstab im Fahrzeug hinter uns! Denn vor dem Rennen hatten wir einmal das Ziel „Sub 15h“ in den Mund genommen, doch bereits bei der Hälfte des Rennens schien dieses Ziel meinen Hochrechnungen zu folge kaum erreichbar zu sein. Zurück am Attersee bedurfte es dann schließlich einer sehr klaren Ansage von unserem Road Captain Michi Weinzinger der uns in unmissverständlicher weise klar machte: „Burschen ihr müssts jetzt alles geben, des kann si ausgehen!!!“. Also nichts mit „cruisen“, wieder Wechsel von Rennrad auf Zeitfahrhelm, kurze Wechsel und Ballern was das Zeug hält. Christina, Fabian und Michi peitschten uns gewaltig an! Nach bereits 520 gefahrenen KM legten wir die letzten 40k mit einem Schnitt von 42,7km/h zurück!

Als wir die Ziellinie in Sankt Georgen überquerten, war der ganze Schmerz, die Erschöpfung und die Müdigkeit wie weggeblasen! Das ganze Team war einfach nur Glücklich. Kein Sturz, kein Defekt, sensationelles Wetter, eine Stimmung inner- und außerhalb des Buses die seinesgleichen sucht und nicht zuletzt richtig gute Beine bei den Jockeys machten die RAA Challenge für uns zum perfekten Rennen…und da wussten wir noch gar nicht welche Zeit wir hingelegt hatten!

„14:58!!!!!!“ brüllten plötzlich Michi, Fabian und Christina hinter uns. „Wir hams gschafft!!!!!“ Von da an gab es überhaupt kein Halten mehr. Gemeinsam mit Freunden und Familie feierten wir den Zieleinlauf in Sankt Georgen.

Wenn man ein Ziel erreicht ist das schön. Wenn man allerdings ein gemeinsames Ziel erreicht und am Tag X alles glatt läuft ist das ein Glücksgefühl das meineserachtens nicht in Worte zu fassen ist. Für dies unglaublich schöne Erfahrung möchte ich mich bei allen Bedanken, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Allen voran natürlich unserem sagenhaften Team Christina, Fabian, Michi, Renate und Felix, die vermutlich noch immer heiser vom anfeuern und feiern sind 😉 Und Götschi: es ist mir eine Ehre und riesige Freude mit so einem tollen Sportler und vor allem Menschen im Team fahren zu dürfen.

Vielen Dank auch an Familie und Freunde an der Strecke die teils mitten in der Nacht an der Straße standen und uns anfeuerten. (Danke an Götschis Schwiegereltern die uns in der 1. Nachthäflfte und meine Mama, Tante und Cousinen die uns um 3:30 Uhr im Ennstal einheizten)

Ums kurz zu machen. Das RSV Atterbiker Racingteam gewann die RAA Team-Challenge mit 1h14min Vorsprung auf die ersten und 1h37min auf die zweiten Verfolger.

Ergebnisse Challenge: perfect tracking (perfect-tracking.com)

Video vom Zieleinlauf: (63) RAA Challenge Team 2023 – YouTube